Seit vielen Jahren beraten wir Eltern in unseren Stillberatungen in der ersten Zeit, wenn das Stillen nicht funktioniert, wenn Probleme wie fehlende Gewichtszunahme auftreten und unterstützen auch beim Abstillen.

Viele Mütter bereiten sich optimal auf die Geburt vor. Besuchen Geburtsvorbereitungskurse, hören Podcast und informieren sich im Internet oder auch in Ratgebern.

Aber ganz häufig ist es so, dass Vorstellung und Realität, wie die erste Zeit mit dem Baby verläuft doch anders ist. Denn gewisse Dinge muss man erst selbst erleben, um zu verstehen, was andere Eltern versuchen einem zu erzählen.

Das ist überhaupt nicht schlimm, man sollte nur offen dafür sein, dass es anders werden kann. Denn so offener und entspannter man ist, umso besser ist es. Gerade in meinen Stillberatungen höre ich oft, dass Mütter genau wissen, dass sie stillen wollen, aber etwas blind in die Situation reingehen, da man ja häufig gesagt bekommt, dass das Stillen einfach klappt.

Und dann treten Unsicherheiten auf, denn die Geburt war anstrengend, das Baby schläft viel und ist zu müde um regelmäßig an die Brust zu gehen. Und dann wird das Klinikpersonal nervös, denn wenn das Gewicht des Babys zu sehr abnimmt, muss zugefüttert werden.

Wenn Probleme auftreten, ist eine gute, fachkompetente Begleitung wichtig. Aber auch Wissen hilft, Probleme beim Stillen zu beheben. Denn viel zu oft wird dann aufgegeben, was sehr schade ist.

In unseren Stillberatungen sehen wir häufig sehr verunsicherte, frischgebackene Mütter, die sich das Stillen ganz anders vorgestellt haben, bzw. gedacht haben, dass sie es auf jeden Fall hinbekommen. Und dann klappt es doch nicht einfach so. Denn es gibt viele Faktoren, warum das Stillen am Anfang nicht klappt, bzw. das Kind vielleicht am Anfang etwas mehr braucht, um nach der Gewichtsabnahme wieder zuzunehmen.

Für uns als Kinderkrankenschwestern mit jahrzehntelanger Erfahrung gibt es kaum ein Problem, was nicht lösbar ist. Aber auch wir als Stillberaterinnen brauchen dafür das nötige Hintergrundwissen, die Erfahrung und die Selbstsicherheit, was man Mutter und Baby zutrauen kann und wo auch die Grenzen liegen.

Es gibt Situationen, in denen auch wir an Kinderärzte, Kliniken oder andere Fachbereiche weiterleiten.

Folgende 6 Gründe können das Stillen und den Stillstart erschweren

1. Schmerzen beim Stillen

Eine der häufigsten Ursache, dass wir für eine Stillberatung kontaktiert werden, sind Schmerzen beim Stillen.

Aber was genau heißt denn Schmerzen? Nach der Definition der Weltschmerzorganisation (IASP = International Association for the Study of Pain) ist Schmerz ein unangenehmes sensorisches und emotionales Erlebnis, verbunden mit aktuellen oder potentieller Gewebeschädigung oder in Begriff einer solchen Schädigung beschrieben. Schmerzen werden häufig unterschiedlich wahrgenommen und sind immer ein Warnzeichen, dass etwas nicht stimmt.

Daher ist es das Wichtigste, die Ursache zu finden und richtige, individuelle Behandlungskonzepte bedarfsgerecht zu entwickeln, um das Stillen wieder als angenehm wahrzunehmen.

Um eine ausführliche Anamnese zu machen braucht es sehr viel medizinisches und anatomisches Hintergrundwissen. Wir nehmen uns in den Stillberatungen immer ausreichend Zeit und fragen so lange, bis wir eine Idee haben, was die Ursache sein könnte.

Gerade wenn Gewebe schon geschädigt ist, ist es nicht so einfach, die Schmerzen direkt wieder wegzubekommen. Denn es wie mit einer Schürfwunde bei einem Krabbelkind. Wenn immer wieder gekrabbelt wird, dann hat es die Schürfwunde viel schwerer wieder zu heilen. Und so ist es beim Stillen auch. Die Wunden brauchen erst auch mal Zeit zu heilen. Daher ist es uns so wichtig, einen individuellen Plan zu erstellen und nach ein paar Tagen zu evaluieren und ggf. weitere Maßnahmen zu ergreifen oder den Plan umzustellen.

2. Unbequeme Anlegetechnik

In zwei von drei Stillberatungen kann die Anlagetechnik noch deutlich verbessert werden. Denn verkrampfte Schultern, vorgebeugte Haltung oder unbequeme Seitenlage, können zu Problemen wie Milchstau, Schmerzen und anderen Problemen führen.
Wir empfehlen (fast) nie ein Stillkissen. Denn beim Stillkissen kommt meistens die Brust zum Baby und nicht das Baby zur Brust.

3. Fehlende Gewichtszunahme des Babys

Über die Gewichtszunahme und ihren Umgang der verschiedenen Berufe damit, sind sehr unterschiedlich und machen Eltern deutlich unsicherer, als dass man sie mit einer klaren Haltung durch Wissen und Hintergrundinformationen unterstützt und einen Weg für das Baby findet, wieder an Gewicht zuzunehmen.

Es gibt viele Ursachen, warum das Baby nicht an Gewicht zunimmt. Die häufigste Ursache ist, dass die Aufnahme von Energie den Energiebedarf um an Gewicht zuzunehmen nicht deckt. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Angefangen von zu viel Schlaf, zu später Stimulationsstart der Brust oder auch das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Der seltenste Grund ist, dass Mütter nicht in der Lage sind, ausreichend Milch zu bilden.

Ein Baby nimmt nach Geburt in der Regel zwischen 3 – 8,6% an Gewicht ab. Dies ist in der Regel völlig normal. Wenn das Baby mehr an Gewicht verliert, muss bei Bedarf zugefüttert werden. Der Zustand des Kindes ist hier von größter Bedeutung, da es beim Zufüttern um die Gesundheit des Kindes geht. Das Zufüttern hat meines Erachtens keine negativen Einflüsse auf ein erfolgreiches Stillen. Leider wird dies viel zu oft behauptet. Aber es muss eine gute Aufklärungsarbeit geleistet werden und die Mutter muss wissen, was sie tun muss, um die Milchbildung anzuregen. Hier ist eine professionelle Fachkraft sinnvoll.

4. Zu wenig Nachfrage nach der Milch

Manchmal höre ich in den Stillberatungen, dass das Baby die ersten 12 Stunden oder länger nach der Geburt nur geschlafen hat und es nicht an der Brust war.

Hier ist es wichtig zu wissen, dass die Milchbildung nur mit Nachfrage funktioniert. Auch ein schlafendes Neugeborenes, dass in die Nähe der Brust gelegt wird, kann an der Brust saugen und so die Milchbildung stimulieren. Daher ist es wichtig, das Baby nach der Geburt schon regelmäßig anzulegen. Ist dies nicht möglich, sollte mit dem Abpumpen begonnen werden.

5. Unzureichendes Wissen über Milchbildung

Viele Mütter wissen nicht, wie die Milchbildung funktioniert. Wenn einmal die Milch fließt (nach dem Milcheinschuss) hat man viele Möglichkeiten die Milchmenge zu erhöhen. Zu wenig Milch auf Dauer gibt es in der Regel nicht.

Um viel Hintergrundwissen zu erhalten, haben wir unseren Stillkurs entwickelt.

6. Geburtskomplikationen

Verschiedene Geburtskomplikationen können zu verschiedenen Stillproblemen führen. Wenn ein zu hoher Blutverlust eingetreten ist und der Hämoglobinwert daher sehr niedrig, kann dies Auswirkungen auf die Milchbildung haben. Hier ist eine professionelle Beratung sinnvoll, um einen individuellen Plan zu erstellen, der die Situation der Mutter und des Kindes im Blick hat.

Abschließend kann ich sagen, dass der Stillerfolg an der Vorbereitung, an einer professionellen Begleitung und an Unterstützung bei Problemen gemessen werden kann.

Daher meine Tipps

  • Bereiten Sie sich auf das Stillen vor und haben Sie Informationsquellen zur Hand, die Ihnen fundiertes Wissen zum Stillen liefern. Eine Möglichkeit wäre unser Stillkurs. Der Vorteil am Kurs ist, dass Sie ihn für die Vorbereitung und die Begleitung in der ersten Zeit nutzen können. Treten dann doch Stillprobleme auf, stehen Ihnen wir mit Rat und Tat in Hausbesuchen, Praxisterminen oder auch online zur Verfügung.
  • Suchen Sie sich eine Begleitung (z.B. eine Hebamme), die Ihnen bei Fragen zur Seite steht und bei Sorgen unterstützen kann
  • Wenn Probleme auftreten, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen. Hier empfehle ich Fachpersonen mit medizinischem Hintergrundwissen und Erfahrung.

Wir beraten auch überregional, kommen in Frankfurt zu Ihnen nach Hause oder Sie besuchen uns in unserer Praxis.