Wenn das Baby in den ersten Wochen sehr viel weint, sich nicht richtig beruhigen lässt und man einfach nicht weiß, was es hat, kann es für frischgebackene Eltern sehr herausfordern sein.

Aber was bedeutet denn übermäßiges Schreien überhaupt? Ist es nicht normal, das Babys weinen? Denn es ist ja das einzige Kommunikationsmittel, was sie in der ersten Zeit haben, um sich mitzuteilen.

Diese Fragen bekomme ich oft in meinen Beratungen gestellt. Um das Schreien erst einmal einzuordnen, ist es wichtig sich einen Überblick über die Schreiphasen zu machen.

 

Übermäßiges Schreien

Von übermäßigem Schreien spricht man, wenn Babys mehrere Stunden am Tag, für mehrere Tage in der Woche für mehrere Wochen sehr unruhig sind oder anhaltend schreien.

Richtwerte sind mehr als 3 Stunden pro Tag für mehr als drei Tage pro Woche für mehr als 3 Wochen. Diese Werte sind nur Richtwerte und können individuell eingeschätzt werden.

Warum weint mein Baby so viel?

Das Weinen ist für Babys die einzige Möglichkeit, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Ein Blick auf die Gründe hinter dem Weinen kann Ihnen als Eltern dabei helfen, besser zu verstehen, was das Baby braucht. Oft steckt keine ernsthafte Ursache dahinter, sondern ein ganz natürlicher Teil der Entwicklung. Doch wenn das Weinen über Stunden anhält, fühlen sich Eltern häufig überfordert und suchen nach Erklärungen.

 

Die häufigsten Ursachen für exzessives Weinen:
Anpassung des Nervensystems:

Für Neugeborene kann die erste Zeit herausfordernd sein. Wenn man überlegt, was Sie in kürzester Zeit in allen Sinnesbereichen für neue Eindrücke erleben und verarbeiten müssen. Jede Berührung, jede Stimme, jeder Temperaturunterschied, jede Lagerveränderung ist für das Baby eine neue Erfahrung und muss aufgenommen und dann verarbeitet werden. Das Nervensystem passt sich den neuen Gegebenheiten an, aber manchmal geht es schnell, dass schon kleinste Eindrücke und Erlebnisse zu viel werden.

Häufig weinen Babys dann gegen Abend, da der Tag sehr lang war. Gerade Babys die sehr neugierig und viel wach sind, haben dann Schwierigkeiten sich selbst zu regulieren.

Tipp: Geben Sie dem Baby die Möglichkeit für ausreichend Pausen. Machen sie ihm Schlafangebote und sorgen immer mal wieder für eine reizarme Umgebung. Dies kann ein Stubenwagen, die Trage mit Sichtbegrenzung oder der Kinderwagen, eine abgedunkelte Umgebungen etc. sein.

 

Übermüdung:

Viele Babys schlafen nur schwer ein, wenn sie den Punkt der Müdigkeit überschritten haben. Die eigenen Regulationsmechanismen funktionieren dann nicht mehr so gut und Beruhigungsversuche führen nicht sofort zum Erfolg. Die Übermüdung führt oft zu einem Kreislauf aus Unruhe, Weinen und noch größerer Erschöpfung.

Tipp: Achten Sie auf Müdigkeitszeichen und machen Sie Ihrem Baby regelmäßige Schlafangeboten.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Baby zu wenig schläft und schläft es nur schlecht ein? Ich habe diesem Thema in unserer Onlineakademie einen ganzen Kurs gewidmet, in dem Sie alles über den Babyschlaf erfahren.

Online-Akademie

Körperliche Beschwerden:
  • Bauchschmerzen:

Im Mutterleib hat das Neugeborene ausschließlich Fruchtwasser geschluckt. Nach der Geburt muss sich der Darm an die Zufuhr von Milchnahrung gewöhnen. Durch die Umgewöhnung und Anpassung kann es häufig zu Bauchschmerzen kommen, die das Baby belasten können.  Typische Zeichen sind das Anziehen der Beine, plötzliches Überstrecken und viele Blähungen.

Tipp: Sanfte Bauchmassagen im Uhrzeigersinn, das Anlegen eines warmen Kirschkernkissens oder das Tragen im Tragetuch können Bauchschmerzen lindern.

  • Reflux:

Manche Babys leiden unter einem Rückfluss von Magensäure nach dem Trinken in die Speiseröhre. Dies kann Schmerzen verursachen. Häufiges Spucken, Schreien nach dem Stillen/Fläschchen oder eine abwehrende Haltung während des Trinkens können Hinweise darauf sein.

Tipp: Eine leicht aufrechte Position, häufige Bäuerchen können den Reflux verringern. Bei anhaltenden Schmerzen sollte ein Arzt konsultiert werden.

  • Hunger:

Anhaltender Hunger kann ebenfalls zu anhaltendem Weinen führen. Denn Hunger entsteht durch den Abfall des Blutzuckerspiegels. Häufig sind andere Beruhigungstechniken nicht erfolgreich. Auch der Schnuller hilft in diesem Moment nur für eine kurze Zeit, da auch er den Blutzuckerspiegel nicht steigen lässt.

Tipp: Wenn Ihr Baby wenig an Gewicht zunimmt oder Sie das Gefühl haben, nicht satt zu werden, empfehle ich bei anhaltendem Weinen, ein genaueren Blick auf die Nahrungszufuhr. Hier kann die professionelle Einschätzung von Experten in einer Still- oder Fütterberatung helfen.

  • Bedürfnis nach Sicherheit:

Manche Babys brauchen besonders viel Nähe und Körperkontakt. Babys reagieren schon auf kleine Veränderungen. Wenn Sie als Eltern gestresst sind, ist das Baby häufig auch gestresst und hat ein höheres Bedürfnis nach Sicherheit.

Tipp: Tragetücher oder Tragehilfen können helfen, Ihrem Baby Geborgenheit zu geben und gleichzeitig helfen, den Alltag zu erleichtern.

 

Medizinische Ursachen:

Obwohl die meisten Fälle von Weinen harmlos sind, sollten Eltern aufmerksam bleiben. In seltenen Fällen können medizinische Probleme die Ursache sein.

Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?

  • Wenn das Baby ununterbrochen weint uns sich auch durch längere Beruhigungsmaßnahmen nicht beruhigen lässt. (Siehe auch Blogartikel)
  • Wenn Fieber, Erbrechen, Durchfall oder Veränderungen der Haut (z. B. Blässe, Flecken) auftreten
  • Wenn der Bauch ungewöhnlich prall, hart oder auch schmerzhaft ist, wenn man ihn berührt.
  • Wenn Sie als Eltern an Ihre Grenzen geraten und einfach nicht mehr weiterwissen. Hier kann eine Schreibabyberatung sinnvoll sein.

 

Das emotionale Dilemma der Eltern

Wenn ein Baby stundenlang weint, geht das nicht nur an die Nerven – es kann auch sehr belastend sein. Viele Eltern fühlen sich in solchen Momenten hilflos, frustriert und manchmal sogar als Versager. Gedanken wie „Warum hört es nicht auf? Mache ich etwas falsch? Kann ich mein Baby überhaupt beruhigen?“ sind ganz normal, aber dennoch belastend.

 

Warum ist das Weinen so herausfordernd?
  • Biologische Gründe: Babyschreien ist evolutionär so gestaltet, dass es unsere volle Aufmerksamkeit erregt und wir schnell reagieren. Denn ein weinendes Baby war früher (als wir noch in Höhlen lebten) eine Gefahr. Denn durch ein schreiendes Baby wurde die Umgebung auf uns aufmerksam. Daher ist es häufig so, dass Väter deutlich gestresster reagieren, als Mütter. Durch die hohe Stressbelastung kommt es zu immer schnelleren Beruhigungsversuchen.
  • Emotionale Verbindung: Eltern empfinden das Weinen ihres Babys oft als persönlichen „Hilferuf“, den sie beantworten müssen. Wenn die Beruhigungsversuche scheitern, macht sich schnell das Gefühl breit, nicht genug zu sein.
  • Fehlende Unterstützung: Viele Eltern, deren Babys sehr viel Weinen, wünschen sich Unterstützung im Alltag und im Umgang mit dem Baby. Doch viele frischgebackene Eltern fehlt die Unterstützung von Seiten der Familie und Freunde. Hier kann es hilfreich sein, sich in seiner Stadt/in seinem Kreis zu informieren, welche Hilfsangebote es gibt.

 

 

 

Strategien für den Alltag mit einem Schreibaby

 

  • Praktische Maßnahmen:

Zu den besten Beruhigungsstrategien habe ich vor einiger Zeit einen eigenen Blogartikel geschrieben.

Lese hier mehr:

www.diebabyexperten.de/beruhigungstechniken-fuer-unruhige-babys/

 

In unserer Onlineakademie gibt es auch einen passenden Soforthilfekurs dazu, indem ich in Videos und Präsentationen Stück um Stück die besten Beruhigungsstrategien zeige.

  • Rituale und Routinen:

Babys fühlen sich in einer strukturierten Umgebung sicher. Rituale, wie regelmäßige Abläufe, beruhigende Abendroutinen (z. B. ein warmes Bad, leise Musik), können dem Baby helfen, sich besser zu orientieren und sorgt für mehr Sicherheit.

 

  • Reizarme Umgebung:

Es kann helfen, am Tag immer mal wieder Pausen einzuplanen, indem das Kind einer reizarmen Umgebung ausgesetzt ist und nur das als Input bekommt, was es tatsächlich braucht. Häufig ist weniger mehr!

 

  • Körperkontakt fördern:

Tragen, Kuscheln und Haut-zu-Haut-Kontakt geben dem Baby das Gefühl, geborgen zu sein. Tragehilfen oder Tücher ermöglichen es Eltern, ihre Hände frei zu haben und so auch Zeiten für sich zu haben.

  • Bauchschmerzen lindern:

Bauchmassagen, Warme Anwendungen, ein warmes Bad oder Tragen in der Anhock-Spreiz-Stellung, können bei Bauchschmerzen gut helfen,

 

Selbstfürsorge für Eltern

 

Warum Selbstfürsorge wichtig ist:

Wenn Eltern ausgelaugt sind, fällt es ihnen schwerer, ruhig zu bleiben und auf die Bedürfnisse ihres Babys einzugehen. Selbstfürsorge ist eine notwendige Grundlage, um gut für das Baby da zu sein.

 

Tipps für Eltern:
  • Unterstützung suchen
  • Kleine Pausen planen. Selbst 10 Minuten für allein können helfen. Eine kurze Meditation, ein Spaziergang oder ein heißer Tee wirken oft Wunder.
  • Professionelle Hilfe nutzen. Experten, die auf Regulationsstörungen spezialisiert sind, können eine große Unterstützung sein. Oft reicht ein Gespräch, um neue Perspektiven zu gewinnen und die Situation deutlich zu verbessern.
  • Entlastung durch den Austausch mit anderen. Suchen Sie sich Eltern, die ähnlich ticken wie Sie. Es tut gut zu sehen, dass man nicht alleine ist.

 

Langfristige Perspektive: Es wird besser!
Sie sind nicht alleine!

Viele Eltern stehen vor denselben Herausforderungen. Das bedeutet nicht, dass Sie etwas falsch machen. Aber manchmal hilft eine Beratung bei Experten, um die Situation für Sie als Eltern und für das Baby deutlich zu verbessern.

Babys schreien nicht, um Sie zu ärgern oder weil Sie versagt haben. Es ist vor allem nicht immer so einfach, jedes Weinen richtig zu deuten und sofort richtig zu reagieren.

Pausen helfen, um Kraft und Energie zu tanken. Überlegen Sie, wann und wie Sie sich Zeit für sich nehmen können. Niemand kann 24/7 perfekt sein – und das ist völlig in Ordnung.

In der Akutsituation scheint die Zeit mit einem Schreibaby oft endlos. Doch die gute Nachricht ist: Die meisten Babys hören nach den ersten drei bis vier Lebensmonaten auf, exzessiv zu weinen.

Fazit

Ein Schreibaby zu haben, ist eine der größten Herausforderungen für Eltern. Doch mit dem Wissen um die möglichen Ursachen, den richtigen Strategien und einer guten Portion Geduld kann diese Phase gemeistert werden.

Wichtig ist: Sie sind nicht allein, und es wird besser. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie an Ihre Grenzen geraten und Sie nicht weiter wissen.

 

Wie wir Ihnen helfen können:

  • Wir bieten professionelle Einzelberatung als Präsenz oder Onlinetermin an. Diesen können sie von überall wahrnehmen. Wir sind Kinderkrankenschwestern und beraten sehr Kinderorientier und finden die beste Lösung für Sie und Ihr Baby. Mehr Infos finden Sie hier:

www.diebabyexperten.de/beratung

  • In unseren Soforthilfekursen helfen wir Ihnen schnell mit vielen Tipps und Tricks und einer großer Portion Hintergrundwissen, sodass Sie selbst die Situation schnell verbessern können. Mehr Infos finden Sie hier:

www.diebabyexperten.de/online-akademie