Manchmal kommen Eltern zu uns in die Trageberatung, die noch keine genauen Vorstellungen haben, ob sie das Baby tragen möchten. Sie möchten sich erst einmal informieren und schauen, ob es zu Ihnen passt.

Wenn das Baby dann im Tragetuch oder in einer Trage ist, werden plötzlich die Arme ausgestreckt und ein Lächeln kommt auf das Gesicht und ich höre: „Oh ja, ich kann wieder was machen. Ich habe ja komplett beide Hände frei“.

Damals, als meine Kinder Babys waren, fand auch ich dies einen der größten Vorteile. Hinzu kam, dass ich den Kinderwagen in der Großstadt hasste, da ich nicht so schnell vorwärts kam und er mich manchmal bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verzweiflung treib. Mit Baby in der Trage und einem Rucksack auf, konnte ich schnell von A nach B kommen. Aber manchmal war auch der Kinderwagen von Vorteil.

Aber es gibt nicht nur Vorteile für mich als Eltern, sondern auch für das Baby.

Die Vorteile

Die Beziehung zwischen Eltern und Baby und die Bindung zwischen Baby und Eltern wird gestärkt

  • Durch den engen Hautkontakt, den vertrauten Geruch und das Hören des Herzschlages und der Stimme, fühlt sich das Baby sicher und geborgen.
  • Der Tragende kann Veränderungen des Babys wahrnehmen und direkt intuitiv reagieren (zum Beispiel langsame Bewegungen machen, wenn das Baby unruhig wird).

Die Verdauung funktioniert oft besser

  • Durch die aufrechte Position kann Luft, die sich im Magen angesammelt hat, leichter entweichen. Dadurch geht die Luft nicht in den Darm weiter und es kommt weniger zu Blähungen.
  • Durch die Anhock-Spreiz-Stellung kann es zu einer Entlastung der Bauchdecke kommen und so können Bauchschmerzen besser erträglich sein und auch die Luft aus dem Darm kann besser entweichen.

Die Kopfentwicklung wird gefördert

  • Gerade bei Babys, die eine Lieblingsseite haben, kann das Tragen für einige Zeit von Vorteil sein. Denn wenn sie wach sind, schauen sie häufig nach beiden Seiten. Denn die Neugierde besiegt die Lieblingsseite.

Gesunde Entwicklung der Hüfte des Babys

  • Eine gut eingestellte Trage, in der die Anhockspreiz-Stellung optimal eingestellt werden kann, wirken sich positiv auf die Entwicklung der Hüfte aus. Diese Stellung bewirkt, dass die Oberschenkelknochen mit ihren Hüftköpfen optimal auf die Hüftpfannen einwirken.

Aber gibt es jetzt auch Nachteile?

Diesen Artikel schreibe ich, da ich in letzter Zeit in vielen Schlafberatungen feststelle, dass einige Babys nur mit engem Körperkontakt einschlafen oder weiterschlafen können. Wenn ich dann nach dem Tagesablauf frage, höre ich, dass das Baby sich nur in der Trage beruhigen lässt und auch nur in der Trage schläft.

Häufig berichten Eltern auch, dass Babys nur kurz auf der Krabbelmatte, im Stubenwagen oder in der Babywippe liegen können und sobald sie unruhiger werden, wieder getragen werden müssen.

Seit über 20 Jahren arbeite ich als Kinderkrankenschwester und habe schon viele Kinder beim Einschlafen begleitet, beruhigt und unterstützt. Denn durch meine langjährige Arbeit auf der Intensivstation hatten wir immer auch die Aufgabe, sich um die Babys zu kümmern, wenn die Eltern mal eine Pause brauchten.

So konnte ich die theoretischen Kenntnisse meiner vielen Ausbildungen in die Tat umsetzen und sah von Beginn an, dass Babys sich häufig selbst beruhigen können. Sie habe eigenen Selbstregulationsmechanismen, um sich zu regulieren, falls es mal zu aufregend wird oder es langsam müde wird.

Wenn man Baby mal beobachtet, kann man folgende Mechanismen erkennen:

  • Hände werden zueinander geführt und festgehalten
  • Füße berühren sich
  • Hoher Saugbedarf (Hand geht zum Mund, am Schnuller wird stärker gesaugt)
  • Der Kopf geht zur Seite

Und manchmal brauchen Babys nur ein bisschen Hilfe und sie werden wieder deutlich ruhiger oder schlafen ein.

In der Trage können sie viele Selbstregulationsmechanismen nicht anwenden.
Die Hände können nicht zusammengeführt werden. Die Füße können sich häufig nicht berühren.

Bei der richtigen Lage der Arme können die Hände zum Mund geführt werden. Wenn das Baby ins Tuch gebunden oder in die Trage gehoben wird, sollte man darauf achten, dass die Arme angewinkelt neben dem Oberkörper liegen und die Möglichkeit besteht, die Hand in den Mund zu nehmen.

Während dem Tragen sollten bei Bedarf die Reize vermindert werden können. Denn in der aufrechten Position bekommt ein waches, aufmerksames Kind deutlich mehr mit, als in einem abgeschirmten Kinderwagen.

In der Trage ist das Baby völlig auf den Erwachsenen angewiesen. Das heißt, der Erwachsene übernimmt die Regulation des Babys. Mutter oder Vater wiegen das Baby, laufen, gehen in die Knie uvm.

Und es hilft oft. Viele Babys werden in der Trage schnell ruhiger oder schlafen ein.
Trotzdem sollte man dran denken, auch immer Zeiten einzubauen, in denen das Baby die Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen und seine Selbstregulation auszuprobieren und zu nutzen.

Denn sonst verlernen sie diese. Und das hat zum Nachteil, dass sie ab dann auf die Fremdregulation angewiesen sind und nicht wissen, wie sie selbst zur Ruhe finden.