Ist mein Baby ein Schreibaby?

Diese Frage stellen sich Eltern dann, wenn ein Baby weint und man einfach keinen Grund dafür erkennen kann und das Beruhigen sehr schwer fällt. Und nichtberuhigbares Baby kann erheblichen Stress auslösen und am Ende ist man erschöpft, ratlos und mit den Nerven am Ende. Hinzu kommen die Sorgen und die Versagensängste und so wenden sich diese Eltern an uns.

Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, schauen wir uns die Situation mit dem Baby ganz genau an. Nach einer ausführlichen Anamnese, schauen wir uns das Kind von Kopf bis Fuß an und überlegen mit den Eltern gemeinsam, wo die Ursache für das viele Weinen herkommen kann. Vielleicht ist eine Umstrukturierung Tages sinnvoll, oder eine Schulung, um zu lernen, was das Baby braucht und wie es die unterschiedlichen Bedürfnisse äußert. Denn manchmal helfen schon eine Umstellung des Tagesablaufes und der Struktur, um wieder etwas Ruhe reinzubringen. Aber manchmal braucht es auch professionelle Begleitung.

Ein paar Tipps haben wir aber für jede Eltern, die in unsere unterschiedliche Beratungen kommen, parat. Diese teile ich gerne auch mit Ihnen.

Unsere Tipps

Nehmen Sie das Baby auf dem Arm, mit dem Gesicht zu Ihnen, so hat es die Möglichkeit visuelle Reize zu reduzieren.

Denn Babys fangen nach der vierten bis sechsten Woche an, deutlich schärfer zu sehen. Man erkennt dies, da sie viel wacher sind, die Augen häufig aufreißen und schlechter in den Schlaf finden. Gerade sehr neugierige Babys würden am liebsten nie mehr schlafen. Und da hilft es, visuelle Reize zu reduzieren. Dies kann auch in einem Stubenwagen mit weißen Seiten sein, einem Kinderwagen oder auch in der Trage, wenn man darauf achtet, dass auch dort die Sicht eingeschränkt ist.

Versuchen Sie, trotz dem Stress, langsame Bewegungen durchzuführen.

Denn häufig lösen schreiende Babys enormen Stress in uns aus. Dies hat unter anderem evolutionäre Gründe. Denn ein schreiendes Babys hat die „Höhle“ immer in Gefahr gebracht. Auch heute reagieren wir gestresst, wenn Babys weinen. Das Problem daran ist, dass wir durch den Stress dazu neigen, immer schneller und hektischer zu werden. Dies kann gerade aber, wenn das Baby überreizt ist, zu einer weiteren Überforderung führen.

Manchmal hilft langsames Summen oder Singen

Singen baut Stress und Ängste ab. Daher empfehle ich immer, wer gerne singt, kann sein Baby manchmal damit auch gut beim Beruhigen unterstützen. Denn durch das Singen kommen auch wir häufig runter und können uns entspannter dem Baby widmen.

Bei jedem Positionswechsel, muss das Baby sich neu orientieren und es kann dadurch noch unruhiger werden.

Um so gestresster man wird, umso mehr probiert man aus, welche Lage dem Baby beim Beruhigen hilft. Aber: umso häufiger die Lage verändert wird, umso mehr muss sich das Baby immer wieder neu orientieren und auch vom Gleichgewichtsorgan ausrichten. Daher sind weniger Positionswechsel manchmal mehr.

Natürlich helfen diese Tipps auch nicht immer, denn das Weinen hat unterschiedliche Ursachen. Und gerade in den ersten Monate ist das Weinen noch sehr reflexbasiert. Das heißt, wenn das Baby etwas braucht, fängt es an zu weinen. Denn Weinen ist die einzige Kommunikation des Babys. Es kann sich nicht anders mitteilen. Daher ist es sinnvoll, das Weinen nicht als etwas negatives zu sehen. Sondern eher, dass sich das Baby mitteilen will. Und Eltern haben die Aufgabe, rauszufinden, was es sein könnte.

Hier einige Möglichkeiten:

Hunger?
Müdigkeit?
Schmerzen?
Luft im Bauch?
Zu warm/zu kalt?
Unwohlsein?
Fehlende Sicherheit durch angespannte Situation?

Manchmal hilft dann einfach nur ausprobieren.

Wie erkenne ich denn jetzt, was das Baby braucht?

Das ist eine gute Frage und die viele Bücher stehen voll damit. Aber natürlich gibt es ein paar Zeichen, die man bei der Suche nach der Ursache für das Weinen mit einfließen lassen kann.

Hunger

  • Die erste Frage, die sich alle Eltern stellen. Wann hat das Baby das letzte Mal gegessen? Denn wenn 3-4 Stunden rum sind, ist dies wohl das wahrscheinlichste.
  • Häufig wird auch beschrieben, dass ein typisches Zeichen für Hunger das Führen der Hand zum Mund ist. Aber was man da wissen sollte, dass das Saugen/Lutschen an der Hand auch ein klares Zeichen der Selbstregulation sein kann.

Müdigkeit

  • Das Bedürfnis nach Schlaf ist das häufigste Bedürfnis, was ich in den Beratungen sehe. Denn viele Babys sind stundenlang wach und fangen dann irgendwann so stark zu weinen an, dass kaum noch etwas hilft.
  • Viele Eltern denken aber, dass es Hunger ist. Typischerweise sind das die Kinder, die sehr oft gestillt oder gefüttert werden.
  • Typische Zeichen für die Müdigkeit können gähnen, wegschauen, starrer Blick oder starke motorische Unruhe sein. Hier suchen wir gemeinsam mit den Eltern die Zeichen, die das Kind hierzu gibt.

Schmerzen

  • Der Schmerzschrei ist ein ganz anderer Schrei, wie die restlichen Weinlaute. Dieses löst in uns sofortiges Bedürfnis nach schneller Hilfe aus.
  • Manche Kinder haben Bauchschmerzen. Diese erkennt man vor allem daran, dass die Beinen angezogen werden, das Baby sich windet und überstreckt und steif wird.
  • Hier ist es sinnvoll das Bauchweh zu behandeln.

Luft im Bauch

  • Manche Kinder müssen viel häufiger Bäucherchen machen, als andere Kinder.
  • Diese Kinder sind im Liegen manchmal sehr unruhig und machen kurze Presslaute.
  • Hier kann man überlegen, ob man das Baby ein bisschen mit dem Oberkörper hoch lagert.

Unwohlsein

  • Hier muss man auf die Ursache gehen. Ist die Kleidung vielleicht zu eng, ist es zu kalt oder zu warm oder viele mehr.
  • Hier hilft einfach ausprobieren

Fehlende Sicherheit durch angespannte Situation

  • Wenn ein Baby weint, wird man gestresst. Dieser Stress löst bei dem Baby eine Unsicherheit aus. Einmal, weil es sehr sensibel ist und schnell veränderte Stimmungen wahrnehmen kann, aber auch, weil für das Baby entspannte Eltern das Wichtigste ist, was sie brauchen

Was mache ich, wenn gar nichts hilft?

Wenn gar nichts hilft, und das Baby stundenlang schreit, sollten Sie einen Kinderarzt kontaktieren, um eine Erkrankung oder andere Auffälligkeiten auszuschließen. Wenn Sie merken, dass Sie an Ihre Grenzen geraten, ist es sinnvoll, sich beraten und begleiten zu lassen. Dies kann die Situation mit dem Baby deutlich verbessern.

Fazit

Ein Baby weint, da es die einzige Kommunikationsform des Babys in den ersten Wochen ist. Vor allem weint es, wenn Bedürfnisse nicht gestillt werden. Daher gilt es, die Bedürfnisse der Babys zu kennen und zu erkennen. Wenn man aber nichts findet, helfen manchmal einfach Tricks, um das Baby zu beruhigen. Denken Sie daran, alles ruhig und langsam durchzuführen, um eine Reizüberflutung zu vermeiden.